Kollegen wollten ursprünglich zunächst gesunde Zähne (4er im Oberkiefer) ziehen. Dieses Zähneziehen war unbedingt auszuschliessen ! Es hätte den Tiefen Biss noch weiter verstärkt. Grundlage meiner Planung war, den Tiefbiss in allen Kieferstrukturen, wo er ursächlich entstanden war, kieferorthopädisch zu behandeln, Daß dieser Tiefbiss überwiegend skelettal und erblich-familiär bedingt war, hat die Behandlung zusätzlich erschwert. Mit dem erlangten erfreulichen Ergebnis wurde der Tiefe Biss letztlich um knapp 9 (!) mm kieferorthopädisch angehoben - und dies ohne Kieferchirurgische Unterstützung. Das sog. Zahnfleisch-Lachen (gummy smile) konnte vollständig beseitigt werden. Die Bisshebung hatte auch positiven Einfluss auf das Gesichts-Profil der Patientin. Das Untergesicht wurde damit auch "dekomprimiert", d.h. verlängert. Der hohen Rückbildungs-Tendenz nach der aktiven Behandlung, wie dies oft bei solchen Tiefbissen vorkommt, bin ich in der Erhaltungs-(Retentions-) Phase mit speziellen Apparaturen erfolgreich begegnet. Das schöne Ergebnis ist seither langjährig stabil.
Die Patientin störte in erster Linie das “schlimme Aussehen mit den falsch stehenden Zähnen“. Auch “daß man das Zahnfleisch beim Lachen so sehen würde“ (sog. gummy smile). Weiter war die Papille im Oberkiefer durch das Einbeissen der Gegenbiss-Schneidezähne des Unterkiefers oft entzündet. Dadurch war der Bestand des Zahnfachs zukünftig gefährdet. Weiter beeindruckten auch hier übermäßig nach innen gekippte Seitenzähne im Seitenzahnbereich des Oberkiefers und Unterkiefers. Allein durch das Aufrichten dieser Zähne fand schon eine leichte Bisshebung statt, wodurch die Unterkiefer-Schneide-Zähne die Papille nicht mehr traumatisieren konnten. Entzündungen der Oberkiefer-Papille blieben seitdem aus. Durch meine spezielle Aufbiss-Konstruktion konnte der Biss insgesamt vorübergehend so gesperrt werden, bis der Tiefbiss erheblich beseitigt wurde. Mit der Behandlung der tief und falsch stehenden Oberkieferfrontzähne konnte ich nicht nur den Tiefbiss weiter bessern, sondern auch das gummy smile beseitigen. Glücklicherweise war unter dem Knöchernen Nasenboden genügend Platz um die OK-Frontzähn-Wurzelspitzen dort hinzubewegen.
Der subjektive Hinweis der Patientin während der Behandlung, daß “der Unterkiefer nicht mehr so hackbiss-artig eingefangen“ war, war für mich Hinweis, daß ich auf dem richtigen behandlerischen Weg war. Im Ergebnis habe ich den Biss um ca. 9 (!) mm angehoben. Fachleute sagen, daß dies in der Kieferorthopädie Welten seien und nicht immer zuverlässig zu erreichen. Es erfordert eine sehr ausgefeilte Behandlungs-Strategie und therapeutische Umsetzung.
Derartig angeborene Kiefer-Anomalien haben nach umfangreicher Behandlung eine große Tendenz zur Rückbildung. Dies war hier auch so. Ich mußte dem mit herkömmlichen, aber individuell modifizierten, Apparaturen begegnen. Es ist nur sehr erschwert gelungen. Die Patientin berichtete auch, daß neben der neuerlich gewonnenen frei-artikulatorischen Kaufunktion sie auch wieder befreit lachen konnte. Na wenn das nichts ist, habe ich zufrieden bei mir gedacht. Wie ich hörte hat die Patientin später viel mit Menschen zu tun. Da macht sich der Schlussbefund sicher gut und das schöne Ergebnis ist umso bedeutsamer.